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Josefikirchl

Das Josefikirchl ist ein wahrer Schmuckkasten Haller Barockkunst und daher sehr sehenswert.

1690 auf den Trümmern der ehemaligen Wolfgangskapelle aufgebaut: ein länglicher Achteckbau mit einer lang gezogenen Laterne, die die Gundrissform widerspiegelt. Dazu gehört ein Türmchen mit Zwiebelhaube.

- Barocke Deckenfresken von Johann Geyer 1698

- Altarbild am Hauptaltar "Tod des Hl. Josef" von Paul Ainhauser 1698

- Altarbild am Seitenaltar "Fegefeuer" ebenfalls von Paul Ainhauser

- Antependium am Hauptaltar

 

 

Westseite
Blick von Osten
Türmchen mit Zwiebelhaube

Lage

Zu den Friedhofskapellen rund um der Haller Pfarrkirche gehört neben der gotischen Magdalenenkapelle das barocke Josefikirchl an der Nordostseite des ehemaligen Friedhofs neben der St. Nikolausstiege, die zum Oberen Stadtplatz führt.
Die dem hl. Josef geweihte Kapelle wird seit altersher von den Hallern liebevoll „Josefikirchl“ genannt. Sie ist tatsächlich eine „vollwertige“ Kirche mit Apostelkreuzen und einem Hochaltar, auf dessen „Auszug“ in lateinischer Sprache geschrieben steht, dass in ihr täglich die hl. Messe gefeiert werden darf (Altare privilegiatum quotidianum). Das Josefikirchl wurde 1690 vom damaligen Brixner Fürstbischof Johannes Graf Khuen-Belasy, dessen Familie in Hall in der Erzherzog-Eugen-Straße ansässig war, in Auftrag gegeben. Es sollte für seine Familie ein Grabmal werden.
Diese kleine barocke Kirche wurde auf dem Schutt einer gotischen Vorgängerkirche, die von Ritter Florian Waldauf um 1500 als Wolfgangskapelle gestiftet worden war, errichtet. Diese Kapelle wurde beim großen Erdbeben 1670 durch den herabgestürzten Turmhelm der Pfarrkirche zerstört und war vermutlich 20 Jahre lang ein Schutthaufen.

Architektur

Die Josefikirche ist ein länglicher Achteckbau mit einer lang gezogenen Laterne, die die Gundrissform widerspiegelt. Dazu gehört ein Türmchen mit Zwiebelhaube, in dem seit 2011 zwei Glocken, gestiftet vom Haller Transportunternehmer Hans Pletzer jun. und den beiden Restauratoren Johannes Duda und Michael Schretthauser, läuten. Seit der aufwendigen Restaurierung des Josefikirchls in den Jahren 2009 bis 2012 erstrahlt sie wieder im alten barocken Glanz. Die archäologischen Grabungen haben ergeben, dass unter dem barocken Kirchengebäude ein Ossarium (Beinhaus) sich befindet, in dem eine große Anzahl von Gebeinen und Totenschädeln aufbewahrt sind. Sie stammen vermutlich aus dem um 1500 rund um die Pfarrkirche aufgelassenen Friedhof. Im westlichen Bereich dieses Beinhauses wurde auch die Gruft der Familie Khuen-Belasy gefunden, in der noch Kleidungsstücke und Grabbeigaben liegen. Nach reiflicher Überlegung in Pfarre und Bundesdenkmalamt wurde aus Pietätsgründen diese Art Unterkirche in geordnetem Zustand wieder geschlossen und in der darüber liegenden Josefskapelle ein Holzboden verlegt.

Innenraum

Innenansicht

Das Josefikirchl, das seit der Restaurierung einen zart-rosa-farbenen Anstrich bekommen hat, betritt man im Westen durch das von der Vorgängerkirche noch erhaltene spätgotische Portal, auf dessen Holztüre die Wappen der Familien Waldauf und Khuen-Belasy zu sehen sind. Das Innere erstrahlt in reinem Barock des augehenden 17. Jahrhunderts! Die Fresken am Gewölbe und in der Laterne schuf 1698 Johann Geyer, der Schüler von Egid Schor war und somit die italienische Barockmalerei kennen gelernt hat.

Deckenfresken

Laternendecke

Das zentrale Fresko an der Laternendecke zeigt den hl. Josef im Kreis der Heiligen. Die Gesichtszüge lassen Anspielungen auf Persönlichkeiten der Stifterfamilie Khuen-Belasy vermuten. Bei der im linken äußersten Bereich des Freskos aus dem Bild blickenden Figur in roter Soutane hinter dem Apostel Paulus könnte es sich um den Fürstbischof von Brixen, Johannes Franz Graf Khuen-Belasy, handeln, der das Kirchlein nach Abschluss der Malerarbeiten 1698 dem hl. Josef geweiht hat. Die Symbole, die von den Engeln präsentiert werden, lassen auf den Herrschaftsanspruch der Kapelle und seiner adeligen Stifter schließen: Kette mit Goldenem Vlies, Lorbeekranz, Ring und Zepter udgl. ((lt.Bundesdenkmalamt). Die zahlreichen Heiligen lassen sich auf Grund ihrer Attribute erkennen.
Die untere Zone der Deckenmalerei zeigt Szenen aus dem Leben des hl. Josefs: sein Traum, Geburt Christi und Anbetung der Hirten, die Heilige Familie (interessant die beiden Engel, die den Plan der Josefikirche zeigen), die Familie auf der Flucht. Zwischen diesen Bildern kann man auf den Grisaillen Szenen des alttestamentarischen Joseph zum Vergleich sehen.

Hauptaltar

Bild Hauptaltar
Bild Seitenaltar
Antependium

Der Hauptaltar wurde bei der Restaurierung von den mehrfach falsch aufgetragenen Übermalungen mühsam gereinigt und auf seine ursprüngliche Fassung zurück versetzt. Das Altarbild, den Tod des hl. Josefs darstellend, hat Paul Ainhauser zeitgleich mit den Fresken des Johann Geyer gemalt. Auch er – aus Freising stammend, aber mit einer Hallerin verheiratet und hier sesshaft geworden (gest.1714) - war Schüler des Barockmalers Egid Schor in Innsbruck. Ainhauser schuf auch das zweite Altarbild mit seiner Vorstellung des Fegefeuers. Nicht übersehen sollte man das so genannte Antependium am Hauptaltar: ein vor dem Altartisch angebrachtes Bild, das alle Vorzüge des Hl. Josefs bildlich aufzählt.

Dr. Gerhard Rief

Öffnungszeiten

Das Tor zum Josefikirchl ist von Mai bis September von 8.30 Uhr bis 19:30 geöffnet. Vom Gitter aus ist der Innenraum gut einsehbar. Bei starkem Wind oder Regen bleibt das Tor versperrt.